Die von den Professoren Jacques Picard und Erik Petry (Basel) betreute Dissertation
spannt einen weiten Bogen zwischen Museen in Basel, Emmendingen, Gailingen, Göppingen,
Hohenems, Bouxwiller und Marmoutier, sowie „Kulturvermittlern“, d. h. von „radio judaica“
Strasbourg über die Kulturarbeit der Jüdischen Gemeinde Bern, den Jom Ijun, das „Haus
der Religionen“ in Bern, das Projekt „Doppeltür“ im aargauischen Surbtal hin zur Webseite
Alemannia Judaica und den Kulturverein „Omanut“ in Zürich. Die Autorin bedenkt die unterschiedlichen
Ausgangslagen, was die geschichtlichen Verhältnisse angeht, von der deutschen Seite
über die elsässisch(-jüdische) zur schweizerisch(-jüdischen). Teilweise ist die Darstellung
kurz, dort wo es mehr Quellen gab, ist sie ausführlicher. Es finden sich ausführliche
Beschreibungen, die in dieser Zusammenstellung einen neuen Überblick über die Erinnerungsorte
in der „alemannischen Region“ geben. Man hätte sich etwas mehr den Vergleich als eine
Aneinanderreihung gewünscht. Ansatzweise gelingt dies in der Analyse, wenn etwa die
Darstellung der angeblichen „Symbiose“ von Juden und Christen an einem Ort, die an
verschiedenen Orten ein Ausstellungsprinzip war, respektive immer noch ist, betrachtet
wird.
Bei den Quellen finden sich zu zweidrittel Internet-Webseiten, von denen man nicht
weiss, ob man sie in einem Jahr noch lesen kann. Auch hätte man gerne erfahren, wo
die Transkripte der angegebenen Telefongespräche und Interviews zu finden sind. Etwas
verwundert ist man, wenn aus dem Architekten Richard Kauffmann (mit zwei „ff“!) ein
Elsässer gemacht wird, was er als Frankfurter nicht war. Im Falle des Jüdischen Museums
der Schweiz (gegr. 1966) leistet die Autorin eine kritische und gute Darstellung,
geht hier auch analytischer vor, ebenso im Falle des neueren 1991 gegründeten Jüdischen
Museum Hohenems. Hier ist mehr der Einfluss der Persönlichkeit des letzten Direktors
zu würdigen als abstrakte Museumskonzeptdiskussionen.
Insgesamt eine gute, materialreiche Arbeit, die bewusst nationale Grenzen und Erinnerungskulturen
überschreitet: Dies ist ein guter weiterführender Ansatz.