Daria Alexandra Pisetzki. Konzepte des Jüdischen: Ausstellen, Aufklären, Erinnern. Jüdische Museen und Vermittlungsangebote im alemannischen Raum. Berlin: De Gruyter Oldenbourg, 2022. 182 Seiten, EUR 39.95, ISBN 978-3-111-078202-8

Uri R. Kaufmann 
Alte Synagoge Essen
urikaufmann@aol.com

Die von den Professoren Jacques Picard und Erik Petry (Basel) betreute Dissertation spannt einen weiten Bogen zwischen Museen in Basel, Emmendingen, Gailingen, Göppingen, Hohenems, Bouxwiller und Marmoutier, sowie „Kulturvermittlern“, d. h. von „radio judaica“ Strasbourg über die Kulturarbeit der Jüdischen Gemeinde Bern, den Jom Ijun, das „Haus der Religionen“ in Bern, das Projekt „Doppeltür“ im aargauischen Surbtal hin zur Webseite Alemannia Judaica und den Kulturverein „Omanut“ in Zürich. Die Autorin bedenkt die unterschiedlichen Ausgangslagen, was die geschichtlichen Verhältnisse angeht, von der deutschen Seite über die elsässisch(-jüdische) zur schweizerisch(-jüdischen). Teilweise ist die Darstellung kurz, dort wo es mehr Quellen gab, ist sie ausführlicher. Es finden sich ausführliche Beschreibungen, die in dieser Zusammenstellung einen neuen Überblick über die Erinnerungsorte in der „alemannischen Region“ geben. Man hätte sich etwas mehr den Vergleich als eine Aneinanderreihung gewünscht. Ansatzweise gelingt dies in der Analyse, wenn etwa die Darstellung der angeblichen „Symbiose“ von Juden und Christen an einem Ort, die an verschiedenen Orten ein Ausstellungsprinzip war, respektive immer noch ist, betrachtet wird.

Bei den Quellen finden sich zu zweidrittel Internet-Webseiten, von denen man nicht weiss, ob man sie in einem Jahr noch lesen kann. Auch hätte man gerne erfahren, wo die Transkripte der angegebenen Telefongespräche und Interviews zu finden sind. Etwas verwundert ist man, wenn aus dem Architekten Richard Kauffmann (mit zwei „ff“!) ein Elsässer gemacht wird, was er als Frankfurter nicht war. Im Falle des Jüdischen Museums der Schweiz (gegr. 1966) leistet die Autorin eine kritische und gute Darstellung, geht hier auch analytischer vor, ebenso im Falle des neueren 1991 gegründeten Jüdischen Museum Hohenems. Hier ist mehr der Einfluss der Persönlichkeit des letzten Direktors zu würdigen als abstrakte Museumskonzeptdiskussionen.

Insgesamt eine gute, materialreiche Arbeit, die bewusst nationale Grenzen und Erinnerungskulturen überschreitet: Dies ist ein guter weiterführender Ansatz.